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Bericht über die gemeinsame Veranstaltung „Psychoanalyse im Gespräch“ mit der IPU Berlin mit Bundespräsident a.D. Joachim Gauck am 8. November 2024

November 2024 - Veranstaltungsbericht

Foto: IPU/ Fabian Eggert

Am 9. November 2024 fand anlässlich des 35. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung ein besonderes Treffen mit Bundespräsidenten a. D. Joachim Gauck in der Internationalen Psychoanalytischen Universität Berlin (IPU) statt. Auf Initiative unseres Mitglieds Thomas Abel (Berlin) sprach er auf Einladung der DGPT e. V. und der IPU über Erschütterungen und Ängste, die Freiheit der Demokratie und die Verantwortung, die wir für sie tragen. Der 9. November ist insgesamt ein für Deutschland geschichtsträchtiger Tag, erinnert er doch an die Novemberrevolution 1918, an die Reichspogromnacht 1938 wie auch an die friedliche Revolution von 1989.

 

Die den Ostdeutschen mit dem „Fall“ der Mauer neu erkämpfte Freiheit war und ist ein wiederkehrendes Motiv in den gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen von Herrn Gauck. Mit ihm erinnerten sich die Teilnehmenden der Veranstaltung, federführend die drei beteiligten Moderator*innen (Jan-Hendrik Olbertz - Präsident der IPU, Ulrike Vetter – Vorsitzende des DGPT-LV -Berlin-3P und Thomas Abel) an eigene Lebensgeschichten aus der DDR. Unabhängig von biografischen Prägungen zeigte sich bei allen Anwesenden eine unmittelbare Ergriffenheit in Erinnerung an den Tag des 9. Novembers 1989.

Neben aktuell politischen Themen, wie dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine oder der militärischen Konfrontationen in Nah-Ost, dem Erstarken rechtspopulistischer Parteien in Gesamteuropa, sprach Joachim Gauck auch über Persönliches, seinen Schock als 11jähriger über die zu Unrecht vollzogene Verurteilung seines Vaters zu einer lebenslangen Verbannung durch das russische Militärgericht, die schmerzliche Ausreise seiner zwei Söhne in die Bundesrepublik noch vor dem Zusammenbruch der DDR, die politische Willkür eines repressiven Staates, wie die DDR einer war, die Schwierigkeit, sich in einer Diktatur seiner persönlichen Würde zu behaupten. Er lobte die neu erworbenen elementaren Bürgerrechte durch die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten, die hierdurch erlangten Möglichkeiten einer gesamtgesellschaftlichen Teilhabe, den ungehinderten Austausch mit anderen, den oft unterschätzten, gegenseitigen Respekt der Meinungsvielfalt. Und wiederholt machte er darauf aufmerksam, dass erst die Freiheit eine wahrhaftige Demokratie ermöglicht, jedoch nicht ohne Übernahme von Verantwortung jedes einzelnen zu haben ist.

Die Veranstaltung war für 100 Personen ausgelegt, die Plätze waren innerhalb weniger Stunden ausgebucht. Der anschließende Gästeempfang, mit Möglichkeit eines Bucherwerbs durch die veranstaltungsbegleitende Buchhandlung FUNDUS aus Berlin, fand großen Anklang, nicht zuletzt wegen der Signierungen, die Herr Gauck im Anschluss noch anbot.