74. Jahrestagung der DGPT

Referenten

Samstag von 14:30 Uhr bis 18:00 Uhr

PV 1.1 Angriffe auf den Denkraum - Theoretische Konzepte


Gudrun Brockhaus, Dr. phil.

Vom Niedergang des Realitätsprinzips – Wirklichkeitsbezug in multiplen Krisen
Freud konstatiert in „Zeitgemäßes über Krieg und Tod“, dass sich im Krieg Regression und Realitätsverleugnung zugunsten patriotischer Illusionen explosiv ausbreiten. Dagegen setzt er nachdrücklich auf die Akzeptanz von Wahrheit und Realitätseinsicht. Bis heute steht die Anerkennung der „facts of life“ in der Psychoanalyse oben auf der Agenda. Am Umgang mit dem Krieg in der Ukraine, der Klimakrise, antipolitischer Systemkritik und deren doppelbödiger und dauerironischer Internet-Kommunikation zeigen sich gegenwärtig massive Schwierigkeiten, sich auf eine Realität zu einigen, bzw. den Unterschied von Realität und Fiktion noch ernst zu nehmen, um – wie Freud – die schonungslose Anerkennung von Realitäten einzufordern. An Beispielen aus dem - medialen - Umgang mit den oben benannten Themen soll diese Entwicklung verdeutlicht werden.


Christian Foth, Dr. med.

Gewalt und Destruktivität
Gewalt ist vielfältig determiniert. Gesellschaftliche Einflüsse und individuelle Dispositionen treffen aufeinander, bedingen und konstruieren sich wechselseitig. Dieser Beitrag möchte versuchen, sowohl einige wichtige gesellschaftliche als auch individuelle Entwicklungslinien nachzuzeichnen, die in der Bezogenheit aufeinander Hass, Gewalt und Destruktivität zu mobilisieren vermögen. Auf gesellschaftlicher Ebene finden sich Prozesse der Deklassierung, Entwertung und Verachtung, die auf entwicklungsbedingte konflikthafte innere Prozesse und Vulnerabilitäten des Individuums treffen. An dieser Schnittstelle finden sich vielfältige Wechselbeziehungen zwischen Individuen und Gesellschaft. Es soll versucht werden, eine Annäherung an die Vielfältigkeit dieser Wechselbeziehungen zu erreichen und die sie bedingenden Grundlagen zu beschreiben. Dies insbesondere auch vor dem Hintergrund der Frage, welche Überlegungen und Schlussfolgerungen hinsichtlich Gewalt und Destruktivität sich hieraus ableiten lassen könnten.

PV 1.2 Klinische Ansätze zu Angriffen auf Verbindungen


Bernd Heimerl, Dr. rer. nat. Dipl.-Psych.

»Bring me some water, don`t you see I am burning alive!« (M. Etheridge: Bring me some water)
Psychoanalytische Überlegungen zum Feuer: das sexualisierte Feuer, Feuer der Triebe und der Löschversuch


In Zur Gewinnung des Feuers (1932) schreibt Freud: »Die Wärme, die das Feuer ausstrahlt, ruft dieselbe Empfindung hervor, die den Zustand sexueller Erregtheit begleitet.« An anderer Stelle erwähnt Freud, dass die Triebe wie »Feuer im Theater« seien. »Feuer« in einem überfüllten Theater zu schreien ist in erster Linie eine Handlung - eine Unterbrechung -, die dazu führt, Panik und Unordnung zu verbreiten und vom üblichen Geschehen abzulenken. Das Feuer der Triebe greift in das Denken und Fühlen ein, aber auch Triebdeutungen sind wie der Ausruf »Feuer«, welche die Handlung der inneren Bühne unterbricht: die inneren Figuren geraten in Panik und Unordnung.
Mit dem Begriff der Interpellation bzw. der Unterbrechung bei Louis Althusser wird hervorgehoben, dass wir erst durch die Unterbrechung - zum Beispiel einer Deutung, welche Panik und Unordnung auslösen- zum Subjekt werden. Es braucht unter anderem das Thinking under fire, um zu einer Subjektivierung zu gelangen. Eine affektive Verarbeitung benötigt die »Hitze der Übertragung« (Merton Gill, Die Übertragungsanalyse).

Der Vortrag greift die Frage des französischen Philosophen Gaston Bachelard Was ist das Feuer? auf, welche er in seinem Buch Psychoanalyse des Feuers (1938) stellt und versucht die triebtheoretische Implikation des Thinking under fire zu fassen.



Prof. Dr. Christiane Ludwig-Körner, Prof. Dr. habil.

Eltern-Säugling-Kleinkind-Psychotherapie: Sich im dichten Nebel orientieren
Denkräume zu öffnen, bedeutet auch, neueren psychoanalytischen Behandlungsfeldern Raum zu geben. Dazu gehört die Eltern-Säugling-Kleinkind-Psychotherapie, die sich in vielfältigen „Zwischenräumen“ bewegt. Sie kann von Erwachsenen- Psychotherapeut*innen als auch von Kinder-Jugendlichen-Psychotherapeut*innen angewandt werden, die zusätzlich in Eltern-Säugling-Kleinkind-Psychotherapie ausgebildet wurden. Da der Behandlungsschwerpunkt auf der Eltern-Kind-Beziehung liegt, fokussiert sie auf unmittelbare Behandlung von Säuglingen/Kleinkindern mit ihren Bezugspersonen, eine Methodik, die wir aus der Familientherapie und der Familientherapie kennen.
Nicht nur die Vielfalt der unterschiedlich sich konstellierenden Übertragungen und Gegenübertragungen, sondern auch die Informationsfülle, der Handlungsdruck, der sich unter dem Eindruck von Familienkrisen (sei es z.B. nach langem Schlafentzug und/oder anhaltendem Schreien des Säuglings mit womöglich drohendem Schütteltrauma) einstellt, können bei Eltern-Säugling-Kleinkind-Psychotherapeut*innen Verwirrungen und Gefühle der Hilflosigkeit („lost in translation“) hervorrufen.
Anhand einiger Beispiele soll herausgearbeitet werden, wie auch in Anbetracht dieser Krisen Denk- und Fühlräume für ein hilfreiches therapeutisches Handeln (wieder)hergestellt werden können.


Susen Werner, Dipl.-Psych.

„Ich weiß, wie schwer es ist, Illusionen zu vermeiden; vielleicht sind auch die Hoffnungen, zu denen ich mich bekannt, illusorischer Natur.“ (Sigmund Freud, 1927) oder auch „Hope is a discipline.“ (Mariame Kaba, 2021)
Wenn das Wissen selbst zum Fetisch wird (A. Zupančič), können reale oder phantasierte Bedrohungen ihre Macht nicht mehr ausreichend entfalten und das Subjekt seiner eigenen psychischen wie physischen Vernichtung einerseits erfolgreich ausweichen. Der Affekt, welcher durchgearbeitet werden muss, kann nicht mehr Teil der psychoanalytischen Beziehung werden und droht stattdessen kollusiv von der Analytikerin im Bunde mit der Analysandin verdrängt zu werden.
Den Klimawandel als stetig zunehmende Bedrohung zu integrieren, gelingt auch nach über 50 Jahren (Club of Rome) nicht und das Denken darüber macht traurig (G. Steiner).
Der Vortrag will trotzdem ein Nachdenken über die Macht des Wiederholungszwangs, narzisstische Unsterblichkeitsphantasien, mit dem darin inkludierten Wunsch, die jüngere Generation „aus dem Weg zu räumen“ (Laios-Komplex) sowie die an die Analytikerin gestellte Aufgabe - trotz der ständigen „Angriffe auf Verbindungen“ - an der Idee der Möglichkeit einer psychischen Entwicklung festzuhalten resp. an der Hoffnung, dass ein Weiterleben mehr als nur ein Überleben sein kann und muss, anregen. Diesen beruflich bedingten Auftrag immer wieder aufs Neue libidinös zu besetzen, obwohl fünf der 16 bekannten Klima-Kipppunkte wohl irreversibel erreicht werden, stellt auch die Analytikerin in vielerlei Hinsicht vor eine immer schwerer zu bewältigende Herausforderung, bei welcher der Hinweis auf die nukleare Bedrohung der 70er-Jahre wenig Trost spendet.

PV 1.3 Der kulturelle Kampf um den Denkraum


Karin Dittrich, Dr. phil.

Der Kampf um Identität - "Attacks on Linking" in Gesellschaft und Psychotherapie
Querdenken, Zwangsgendern, Sprachkontrolle, Konkretismus, Einfühlungsverweigerung, Aneignung des Opferstatus bestimmter Bevölkerungsgruppen, Aburteilung und Verfolgung von Andersdenkenden, welche sich bis zur Gewalttätigkeit und Vernichtung steigern können - all diese gesellschaftlichen Phänomene verlangen nach einer überzeugenden psychodynamischen Erklärung. Die Unfähigkeit zum symbolischen Denken und zum Perspektivwechsel, die Angriffe auf verbindende triangulierende und ödipale Interaktionsmuster deuten auf frühe Störungen und Defizite in der Denk- und Sprachentwicklung hin, die u.a. von Autoren wie Melanie Klein, Wilfred Bion und Peter Fonagy beschrieben wurden. Aktuelle Beispiele dazu sind die Entfernung des Eugen Gomringer-Gedichts an der Fassade der Berliner Alice Salomon Hochschule, die Verbrennung von Harry Potter Büchern J.K. Rowlings oder die Absetzung des Theaterstücks "Die Vögel" im Münchner Metropoltheater im September dieses Jahres.
Meine vorläufige These dazu ist, daß hier - W. Bion folgend - eine Parallelwelt voller Projektionen und abgespaltenen psychischen Zuständen aufgebaut wurde, in der Abhängigkeiten und Begrenzungen durch das vereinigte Elternpaar, durch Krankheit und Tod geleugnet und ausgeschaltet werden müssen.
An zwei Fallbeispielen aus abgebrochenen Langzeitanalysen soll illustriert werden, wie emotional explosiv und letztlich selbstdestruktiv sich ein Agieren in der Übertragung entwickeln kann, sofern der/die Analytiker/in nicht frühzeitig das zerstörerische Potential erkennt. Die Angriffe auf das Denkvermögen des/der Analytikers/in über Denkgebote und -verbote oder Tabuisierungen können zur Zersetzung seines/ihres Denkens führen und stellen höchste Anforderungen an die Behandlung (Bion: "Thinking under fire").


Klemens Färber, Dr. phil.

Identitäre Sackgassen des Denkens
Im Denken vieler junger Akademiker ist Identität wieder zu einem Schicksalsbegriff geworden, seltsamerweise gerade im freien Westen. Vorher war sie mehr eine Sache von Geburtsurkunde und Reisepass, wo der Ausgangspunkt einer Existenz festgehalten wird, amtlich beglaubigt, zur Mitnahme auf eine Lebensreise in den offenen Raum. Wie kommt es, dass neue aufgeblähte Identitätsbegriffe den Einzelnen nun wieder auf sein Kollektiv verweisen: auf sein Geschlecht, seine Hautfarbe, seine soziale Schicht? Auf Gruppen, die einander nicht mehr gegenseitig vertreten, künstlerisch darstellen oder sprachlich übersetzen sollen? Ist die Identitätspolitik gerade dabei, den Einzelnen für individuelle Wege des Denkens und des Austauschs wieder die Pässe zu entziehen – mit dem Machtmittel der Angst? Und wie wird die identitäre Perspektive die therapeutische Arbeit verändern: Dürfen wir uns demnächst noch erlauben, für andersfarbige, andersgläubige und andersgeschlechtliche Menschen die analytische Leistung des gemeinsamen Denkens anzubieten? – Am Ende bleibt die Frage, wodurch nun auch die psychoanalytische Community in den Sog dieser Denkströmung geraten konnte – und welche Wege herausführen aus der Sackgasse einer identitär zerfallenden Welt.


Kamyar Nowidi, Dr. med.

„Der Ring der Nibelungen“
Im Vortrag " Wagners Ring der Nibelungen zwischen Götterdämmerung und Weltvernichtung: Analytisch-therapeutische Zugangswege zu Wagners Gesamtkunstwerk“ wird es nicht nur um Wagners Oper in musikalischer Hinsicht gehen, sondern vielmehr darum, dieses Werk auf symbolische und kulturelle Weise neu zu erschließen. Der „Ring“ ist als die Überforderung an sich selbst Operngeschichte geworden: das Scheitern in der Götterdämmerung“ ist paradigmatisch zum Mantra des Werkes verschmolzen. Der „Ring“ als Überforderung, Überfrachtung, Überanstrengung, galt seit Beginn als Hybris undMaßlosigkeit, ein Angriff auf den Denkraum des 19. Jahrhunderts und die neuentstehende Gesellschaft der Industrialisierung. Der „Ring“ ist der Versuch Richard Wagners, (sich) die ganze Welt und Menschheitsgeschichte (neu) emotional zu erzählen, sich zu messen an der „Orestie“, an „Hamlet“ oder an „Faust“, an Homer, Beethoven und an allem, was Kunst und Geisteswissenschaften Wesentliches hervorgebracht haben.
Es gilt also, für die vielfältigen Symbole, Zeichen und Figuren des „Rings“ neue analytisch-therapeutische Zugangswege für uns Heutige vor dem Hintergrund von emotionalem Denkraum, Narzis

PV 1.4 Gefährdung des Denkraumes durch politischen Extremismus und Krieg


Sieglinde Eva Tömmel, Dr. phil. Dr. rer. pol. habil.

Erfahrungen mit psychoanalytischer Therapie afghanischer Geflüchteter.
In den Jahren 2015/16 sind mehr als 270.000 Afghanen nach Deutschland geflohen. Ursache für den Anstieg war das Einsickern der Taliban in die Zentren der afghanischen Gesellschaft, lange bevor diese am 15. August 2021 Kabul und das gesamte Land überrannten.
Millionen von Afghanen leben in Angst. Frauen dürfen über das 7.Schuljahr hinaus keine Schule mehr besuchen. Universitäten sind für sie verschlossen. Im Gesundheitssystem muss strenge Geschlechtertrennung eingehalten werden. Extreme Verengung der Spielräume für Denken und Handeln sind damit gegeben.
Fallvignetten sollen in die Problematik der psychoanalytischen Behandlung anerkannter afghanischer Mitbürger einführen. Denn das Thinking under fire hält auch in Deutschland an. Die (relative) Kulturgebundenheit der psychoanalytischen Theorie und Praxis scheint den Spielraum für eine therapeutische Behandlung von aus Afghanistan Geflüchteten zunächst zu verengen, denn die Behandlung schwer traumatisierter afghanischer Patienten bedarf langer Vorbereitungen, bevor tiefere Schichten des Ich und des Selbst erreicht werden können. Doch Beispiele zeigen, dass sich der Einsatz lohnt.
Je besser unsere Therapien greifen, desto eher gelingt es Zugewanderten, sich in unserer Gesellschaft zurechtzufinden und einen dauerhaft konstruktiven Beitrag zu leisten. Günstigenfalls kann Thinking under fire freierem Denken Platz machen.


Mykhaylo Suslov, Dr. med.

Verbindungen, die nicht brechen. Klinische Erfahrungen der psychoanalytischen Psychotherapie während des Krieges in der Ukraine.
Vor dem Krieg gab es in der Ukraine psychoanalytische Gesellschaften, die sich mit Unterstützung europäischer psychoanalytischer Institutionen entwickelten und deutliche Fortschritte machten, die mit den vitalen und zivilisatorischen Fortschritten der Zivilgesellschaft und der Demokratie im Lande zusammenhingen. Die tragischen Ereignisse des Jahres 2022 stellen die Möglichkeiten der psychoanalytischen und psychotherapeutischen Praxis in Frage. Wir haben jedoch eine beeindruckende Aktivität und Wirksamkeit psychotherapeutischer Praktiken in einer Vielzahl von Formen und in einem sehr unterschiedlichen Setting gesehen - von der Arbeit in einem Militärhospital mit Verwundeten bis zur Weiterarbeit auf der Couch unter den Bomben. Die klinischen Beispiele zeigen, wie das analytische Paar darum kämpft, den analytischen Raum und die Verbindung aufrechtzuerhalten, weil sie angesichts der existenziellen Bedrohung und besonderen Stellenwert einnehmen. Darüber hinaus können wir sehen, wie professionelle Verbindungen innerhalb psychoanalytischer Gemeinschaften es ermöglichen, Kollegen nicht nur einander zu helfen, sondern auch den Lernprozess und die wissenschaftliche Tätigkeit trotz der Umstände wieder aufzunehmen.
Es wird die Frage aufgeworfen, warum das Bedürfnis nach einer psychoanalytischen Beziehung unter Kriegsbedingungen verstärkt wird und ob dies das Ergebnis einer Zunahme früher Bedürfnisse oder eines spezifischen epistemophilen Inhalts psychoanalytischer Beziehungen ist.


Kerstin Sischka, Dipl.-Psych.

Die Krise des Vertrauens und das unglaubliche Bedürfnis zu Glauben - Ein Beitrag zur Differenzialdiagnostik bei psychotherapeutischen Ausstiegshilfen

Seit Februar 2023 gibt es an der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus das neue Projekt „NEXUS – Psychotherapeutisch-Psychiatrisches Beratungsnetzwerk – Fallhilfen für die Extremismusprävention und Deradikalisierung“. Wir haben als psychoanalytisch-psychotherapeutisches Team die Aufgabe, unsere klinischen Erfahrungen in die Zusammenarbeit mit spezialisierten Beratungsstellen einzubringen: sei es durch die Konsultation mit den Fachkräften der Ausstiegsarbeit, in direkten Gesprächen mit Familienangehörigen oder durch psychotherapeutische Beratung und Behandlung von gesprächsbereiten Klient*innen. In unserem Vortrag wollen wir ein besonders „heißes Thema“ aufgreifen, über welches in der Beratungsarbeit Uneinigkeit besteht und welches auch oft vermieden wird: Wie steht es um die komplexen Zusammenhänge zwischen „Religiosität/Spiritualität, Psychodynamik und Extremismus“? Wir wollen an kurzen anonymisierten Fallvignetten einen Einblick geben, und darüber ins Gespräch kommen, wie wir Bions Konzepte und Erfahrungen vielleicht auch für unsere Arbeit fruchtbar machen können. Es weist vieles darauf hin, dass wir es hier mit Personen in Krisen und sehr verworrenen Seelenzuständen zu tun haben, die für sich ein leidenschaftliches Streben „nach der Wahrheit“ proklamieren, aber gleichsam von einer Position des Nicht-Wissen-Verstehen-Wollens (Minus K im Bionschen Sinne) verharren und entsprechende Verbindungen angreifen müssen („Attacks on Linking“).

PV 1.5 Klimaforum


Christine Kirchhoff, Prof. Dr. phil.

Abwehr, Aneignung, Widerstand.
Bedingungen und Bewältigungsmodi der Klimakrise

Weder die existentielle Bedrohung der menschlichen Lebensgrundlagen durch die Klimakrise noch die dringliche Notwendigkeit zum Handeln lassen sich heute noch offen verleugnen. Dennoch ist festzustellen, dass auch wenn bspw. der sechste IPCC-Sachstandsbericht (vgl. IPCC, 2022) erneut die verheerenden Folgen der Klimakrise sowie die Dringlichkeit von aktivem Handeln und tiefgreifenden Veränderungen im Sinne des Klimaschutzes festgestellt hat und die Klimakrise auch in gemäßigten Breitengraden fühlbar wird, gesellschaftlich wie individuell im Sinne des „turning a blind eye“ (Steiner, 1985) das Problem zwar gesehen aber auch genauso schnell wieder übersehen wird (z.B. Hoggett, 2019, Norgaard, 2011, 2019). Der Umgang mit dem Klimawandel und den absehbaren Folgen ist immer noch von Abwehr dominiert: Auf der politischen Ebene imponiert die strukturelle Schwierigkeit, über viele Legislaturperioden hinaus wirksame und gegenwärtig unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen, auf der individuellen Ebene ein nach wie vor klimaschädlicher Lebensstil, verbunden mit einer zunehmenden psychischen Belastung durch die Klimakrise.
Unser in 2022 gestartetes Forschungsprojekt hat zum Ziel, die beschriebenen Diskrepanzen zwischen Wissen und Handeln psychoanalytisch zu verstehen und dazu beizutragen, Bewältigungsstrategien und Handlungspotentiale zu erforschen: Was wird wie und warum abgewehrt? Welche Ängste, Phantasien, Illusionen sind mit dem Erleben der Klimakrise verbunden? Gibt es Unterschiede zwischen Menschen, die sich subjektiv als handelnd erleben und Menschen, die sich dem Phänomen passiv gegenübersehen? Wie könnte es gelingen, Menschen dabei zu unterstützen, die Realität der Klimakrise anzuerkennen und Handlungspotentiale zu erschließen?
Im Zentrum stehen also nicht nur die Abwehr-, sondern auch die Aneignungsprozesse gegenüber der Klimakrise. Im Forschungsprojekt wird qualitativ-empirisch geforscht (themenzentrierte Interviews und Gruppendiskussionen, welche tiefenhermeneutisch ausgewertet werden). Der Vortrag führt in die Problemstellung ein und präsentiert erste Eindrücke aus der Pilotphase des Forschungsprojektes.


Delaram Habibi-Kohlen, Dipl.-Psych.

Ökozid als inneres und äußeres Objekt: wie gehen wir klinisch damit um?
Die Klimakrise stellt uns vor neue Herausforderungen im Behandlungszimmer. Die Angst, die immer mehr Lebensbereiche erfasst, verengt unseren Denk- und Erlebensraum und bringt auch uns, die mit denselben Ängsten um unseren Lebensraum konfrontiert sind wie unsere Patient:innen unter Druck.
Wir sind es gewohnt, Individuelles und Gesellschaftliches in der psychoanalytischen und -therapeutischen Behandlung voneinander zu trennen. Wir denken häufig in den Polaritäten "innere" und "äußere" Realität. Wie können wir damit umgehen, wenn im Zuge der Dauerkrisen Gesellschaftliches immer mehr ins Behandlungszimmer drängt, sei es explizit, sei es latent unter der Oberfläche, in der Verleugnung oder in einer Depression, die immer mehr Menschen erfasst? Können wir eine dritte Position aufrechterhalten, auch wenn wir mit denselben Abwehren, die kulturell geworden und bereitgestellt werden aufgewachsen sind und sie im Angesicht bedrohlicher Ängste auch benötigen? Im Vortrag wird anhand verschiedener Vignetten aufgezeigt, wie Gesellschaftliches und Individuelles sich gegenseitig auslegt, und es wird diskutiert, wie wir das Gesellschaftlich-Historische mitdenken können, ohne aber in unseren Behandlungen "politisch" zu werden.


Vera Kattermann, Dr. phil.

Zukunft als Katastrophe? „Palliativ-Gesellschaft“ zwischen (Klima-)Angst und Abwehr.
Im Beitrag soll die Einengung des gesellschaftlichen Denkraumes in Bezug auf notwendige politische Neu- und Umgestaltungen hin zu einer Post-Wachstums-Gesellschaft beleuchtet werden. In Rückbezug auf Byun-Chul Hans Schlagwort der „Palliativgesellschaft“ (2021) ist zu fragen, welche individuellen ebenso wie kollektiven Ängste angesichts von zunehmend apokalyptisch geprägten Klimaszenarien und Zukunftsphantasien gleichsam narkotisierend abgewehrt werden und wie wir die Auseinandersetzung über ausreichend lebenswerte gesellschaftliche Zukünfte fördern und mitgestalten könnten.

PV 1.6 Der Denkraum in psychoanalytischen Instituten


Thomas Abel, Dipl.-Psych.

“Friendly Fire - Eigenbeschuss innerhalb der psychoanalytischen Bewegung”
Der Weg der Objektbeziehungspsychologie von einem verleugneten Ansatz einiger Abweichler bis zur verbreitetsten Strömung innerhalb der Psychoanalyse ist gesäumt von heftigem Eigenbeschuss. Protagonisten wurden ausgeschlossen, geächtet, ihrer Existenz beraubt. Manche von ihnen verwandelten sich von einer Rebellin zur Autokratin, wie Karen Horney oder Melanie Klein. Denkräume wurden immer wieder angegriffen und begrenzt, und das von Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytikern, denjenigen, die unser Wissen über bewusste und unbewusste Aspekte zwischenmenschlicher Beziehungen in den letzten 123 Jahren so ungemein voran gebracht haben. Wie kommt es, dass das Wissen um die Angriffe auf Denkräume und destruktive Gruppendynamiken uns phasenweise so wenig hat helfen können, sie zu vermeiden?
Im Herbst 2023 erscheint ein “Handbuch zur Objektbeziehungspsychologie”, dass ich herausgebe und an dem 22 Kolleginnen und Kollegen aus ganz verschiedenen Instituten und Verbänden mitgearbeitet haben. Vorgestellt werden die 30 wichtigsten Konzepte dieser Strömung und die Menschen, die sie geschaffen haben. Bei vielen von ihnen wird deutlich, wie schwer es war, Angriffen aus den eigenen Reihen standzuhalten. Diesen Verletzungs-Spuren soll der Vortrag nachgehen, um am Ende zur Frage zu kommen, wie es denn heute mit dem friendly Fire in der Psychoanalyse steht.


Jürgen Thorwart, Dr. phil.

Grenzverletzungen in der Psychoanalyse: Angriffe auf den Container Psychoanalyse und deren Verleugnung
Im Unterschied zu Grenzüberschreitungen, die den Raum des Denkens und Assoziierens erweitern können, beeinträchtigen oder zerstören sexuelle und andere Grenzverletzungen in aller Regel diesen sicheren Raum. Nicht nur weil Vertrauen in die therapeutische Beziehung verlorengeht und Berufspflichten verletzt werden, sondern weil Abstinenz und Neutralität zentrale Grundlagen der psychoanalytischen Haltung bzw. Ethik sind und Grenzverletzungen den Denkraum und damit die Psychoanalyse zerstören.
Neben Fragen des (präventiven) Umgangs mit schwierigen und/oder überwältigenden emotionalen Situationen geht der Vortrag auch der Überlegung von Muriel Dimen (2020) "Rotten apples and ambivalence. Sexual boundary violations through a psychocultural lens" nach, die sich mit der Problematik von idealisierter Reinheit und der Verleugnung sexueller Grenzverletzungen auf dem Hintergrund der Theorien von Bion beschäftigt: -K im Dienst des Schutzes des Containers 'Psychoanalyse'.


Gisela Grünewald-Zemsch, Dr. phil.

Angriffe auf den Denkraum in der Supervisionsbeziehung
„One of the great difficulties in trying to access what has happened … is that we have to consider it while it is still going on. I suspect … in the way it has come into being, is the visible part of an upheaval, an outburst of mental turbulence …

I am reminded of the statement that it is not difficult to be a successful general, but a good general has to be able to think while he is being fired at and bombed and shelled; he doesn’t have to be very intelligent, but he has to be durable” (Bion, 1975)

Die psychoanalytische Ausbildungssupervision findet in einem Bereich statt, in dem es nicht nur um Wissensvermittlung, Veränderungsbestreben und Entwicklungsbedürfnisse geht, sondern auch Angst vor dem Unbewussten und Undenkbaren erkennbar wird. In meiner Studie zur Ausbildungssupervision („Thinking under fire“) fanden sich Hinweise auf eine dauerhafte „Mitwirkung“ von unbewussten Prozessen, denen wir ausgesetzt sind und über die wir versuchen können nachzudenken, während sie geschehen.
In der kollegialen Supervisionsbeziehung entfalten sich ebenfalls unbewusste eigene „private“ Zustände bei Supervisor:in und Supervisand:in, ohne dass diese verhindert oder abgewehrt werden könnten. Es entsteht eine Gemengelage mit den meist unumgänglichen institutionellen Beziehungen und Erwartungen und den resultierenden Empfindlichkeiten und Ängsten aller Beteiligten. Denken und Fühlen aller Beteiligter sind „unter Beschuss“ (s. Bion) - von innen und außen, persönlich und dynamisch-strukturell.
Im Vortrag frage ich mich, was sich in der kollegialen Supervisionsbeziehung ereignet: gibt es dort eine angriffs-freie Zone? Gibt es spezielle Verwicklungen? Wie viel Nähe oder Distanz ist notwendig für die supervisorische Unterstützung von Kolleg:innen? Wie gelingt es, über „Angriffe“ nachzudenken, während wir ihnen ausgesetzt sind? Können wir diese Erfahrungen nutzen? Was bedeuten die Erfahrungen der Supervisor:in für die supervisorische Unterstützung der Supervisand:in?

PV 1.7 AG Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie


Bernd Ochs-Thurner, Dipl.-Psych.; Angelika Bender; Eva Machacek, Dipl.-Psych.; Juliane von Wedel; Jürgen Heinz; Erich Limmer, Dipl.-Psych.

Wirkprozesse tiefenpsychologisch-fundierter Psychotherapien: Wie lassen sich Transformationen (therapeutische Veränderungen) im Prozess einer Therapiestunde beschreiben und verstehen?
Die Mitglieder der Forschungsgruppe TP am Psychoanalytischen Institut Stuttgart bieten ein Seminar von zwei Mal 90 Minuten an.

In einer theoretischen Einführung und einigen Thesen zu TP-spezifischen Wirkprozessen skizzieren wir, warum es sinnvoll ist bzw. uns sinnvoll erscheint, in einzelnen Behandlungsstunden nach kleinen Veränderungen zu suchen und wie das gelingen kann.
In einem zweiten Schritt markieren die Teilnehmer: innen des Seminars im Text eines Stundenprotokolls Stellen, von denen sie den Eindruck haben, dass sich der Prozess emotional intensiviert, sowie Stellen, an denen sich etwas verändert und evtl. eine Transformation erkennbar wird (bitte farbige Stifte mitbringen).
Die Diskussion dieser markierten Stellen findet in Kleingruppen statt: Welche Emotionen haben wir identifiziert? Was geschieht an den markierten Stellen zwischen Therapeut:in und Patient:in? Wer trägt was zur Intensivierung bei? Wird eine Transformation erkennbar – und wenn ja: woran? Wie hat sie sich ggf. aufgebaut?
In einem zweiten Theorieblock beschreiben wir unsere Untersuchungsweise von Stundenprotokollen detaillierter, erläutern unser Verständnis des vorgestellten Materials und zeigen Zusammenhänge von unserem methodischen Vorgehen mit anderen Modellen auf.

PV 1.8. „Thinking under Fire“ in der Forschung


Manfred Beutel, Prof. Dr. med.; Marianne Leuzinger-Bohleber, Prof. Dr. phil.; Peter Schmidt, Prof. Dr.; Lina Krakau, M. Sc.

Welche symptomatischen Verlaufsmuster lassen sich in psychoanalytischen Langzeittherapien chronischer Depression unterscheiden?
Hintergrund: Patient:innen sprechen unterschiedlich gut auf Psychotherapie an. Untersuchungen zu Verlaufsmustern der Symptombesserung beschränkten sich bisher aber auf Kurzzeittherapien. Anhand einer Studie zur Langzeittherapie Chronischer Depression (LAC) sollen unterschiedliche Verlaufsmuster in psychoanalytischen Psychotherapien über einen Fünf-Jahres-Zeitraum unterschieden werden hinsichtlich Symptomveränderung und möglichen Einflussgrößen.
Methode: 148 Patient:innen mit chronischer Depression in ambulanten psychoanalytischen Langzeittherapien schätzten ihre Symptomschwere in jährlichen Befragungen anhand des Beck Depressions Inventar (BDI-II) ein. Unterschiedliche Verlaufsmuster wurden mittels Growth Mixture Modellen identifiziert.
Ergebnisse: Es ließen sich Verlaufsmuster nach Symptombesserung, Schwere zu Beginn und Geschwindigkeit der Besserung differenzieren. Bei der Mehrzahl remittierten die depressiven Symptome, wobei sich verschiedene Subgruppen in der Geschwindigkeit der Symptombesserung unterschieden Einige Patient:innen zeigten aber keine symptomatische Besserung im Therapieverlauf. In einer weiteren Subgruppe besserte sich die Depression bedeutsam, vollständige Remission wurde jedoch nicht erreicht.
Schlussfolgerungen: Es lassen sich in dieser schwierig zu behandelnden Patientengruppe unter psychoanalytischen Psychotherapien unterschiedliche symptomatische Verlaufsmuster unterscheiden. Prognostische Marker (u.a. Selbstkritik, soziales Funktionsniveau) werden identifiziert. Schlussfolgerungen für Kliniker:innen werden hinsichtlich Indikationsstellung und therapeutischem Umgang mit Behandlungsfortschritten diskutiert. Die Ergebnisse werden durch die Stichprobengröße und unterschiedlichen Behandlungsdauern im naturalistischen Design limitiert.
Förderung: DGPT


Lina Kratz, M. Sc. und Naily Raj, M. Sc.

„Thinking under fire in der Forschung“ - Evidenzbasierung der psychodynamischen Psychotherapie
„Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass eine Wissenschaft aus lauter streng bewiesenen Lehrsätzen besteht, und ein Unrecht, solches zu fordern“, schrieb Sigmund Freud im Jahre 1916. Gleichwohl regieren heutzutage zunehmend vermeintlich streng beweisbare Lehrsatzinterventionen die Empfehlungen zur Behandlung psychischen Leidens. Die Psychoanalyse und darin begründete Therapieverfahren nehmen als „unwissenschaftlich“ gebrandmarkt indes eine stiefkindliche Stellung ein, während die rigiden Anforderungen an die sogenannte „Wissenschaftlichkeit“ sich zum analytischen Denk- und Forschungsraum wie ein Angriff verhalten.
In unserem Vortrag möchten wir darüber informieren, wie Leitlinienarbeit aktuell funktioniert, einen Überblick über die Sichtbarkeit der psychodynamischen Verfahren innerhalb der Behandlungsempfehlungen geben sowie Schwierigkeiten in Bezug auf die Vereinbarkeit von Wissenschaftlichkeitsanforderungen und psychodynamischer Forschung aufzeigen.

PV 1.9 Kandidatenforum: (Un)freier Denkraum in der Aus- und Weiterbildung


Andrea Schleu, Dr. med.

Psychotherapeutische und psychoanalytische Ausbildung im institutionellen Kontext – Schwierigkeiten und ethische Fragen
Das Beratungsangebot des Ethikverein e.V. wird nicht nur von Patient*innen und deren Angehörigen, sondern auch von Aus- und Weiterbildungsteilnehmer*innen wahrgenommen.
Die quantitative und qualitative Auswertung dieser Beratungsdaten wird vorgestellt und anhand von kasuistischem Material näher beleuchtet. Im Ausbildungskontext zeigen sich in der Selbsterfahrung und in der Supervision ebenso wie in der Behandlung von Patient*innen u.a. ein deutliches Machtgefälle und die Problematik von Befangenheit der Kandidat*innen. Die Frage der Zugehörigkeit sowohl zur Gruppe der Psychotherapeuten und Psychoanalytiker als auch der Peergroup und die damit verbundenen Ängste beeinflussen den Prozess der Ausbildung als auch die Atmosphäre und Funktionalität des Ausbildungsinstituts.


Wiebke Gödeke, M. Sc. und Jürgen Thorwart

Wo wird der Denkraum von Aus- und Weiterbildungsteilnehmern angegriffen und wie können wir dem gemeinsam begegnen?

In Bezugnahme auf Frau Schleus Beitrag wollen wir uns nun im zweiten Teil dieser Parallelveranstaltung mit der anspruchsvollen Gesamtsituation der Aus- und Weiterbildungsteilnehmer:innen beschäftigen. Dabei wollen wir einen offenen Diskurs über die vielfältigen Schwierigkeiten im Spannungsfeld der unterschiedlichen Ansprüche gegenüber AWT anstoßen. Wir fragen uns: Wo wird in der Aus- und Weiterbildung der Denkraum angegriffen bzw. eingeschränkt? Welche Personen, Rollen, Institutionen oder Strukturen sind daran beteiligt? Wo hat wer Macht? Wo entsteht Druck? Was haben Druck und Angriffe auf den Denkraum für innere und/oder praktische Auswirkungen? Wir möchten einen offenen Raum anbieten, hier aus verschiedensten Perspektiven Erfahrungen und Ideen einzubringen. Die gesammelten Faktoren des Spannungsfelds der Situation der AWT wollen wir in einem zweiten Schritt gemeinsam beleuchten und Ideen entwickeln, wie diesen schwierigen Seiten der Aus- und Weiterbildung begegnet und damit der Denkraum besser geschützt werden kann. Dies sowohl auf Ebene der Einzelpersonen als auch der strukturellen Ebene der Institute, Verbände, etc. Wir hoffen auf einen regen Austausch vielfältiger Perspektiven, der auch über diese Veranstaltung hinaus zum nachdenken und verändern anregt. Hierzu sind alle Kongressteilnehmer:innen herzlich eingeladen.

PV 2.0 Psychoanalyse und Film


Dirk Blothner, Prof. Dr. phil.

Psychoanalytische Diskussion des Films „The Banshees of Inisheren“ (2022) von Martin McDonagh
Verbindungen zwischen Menschen werden heute vielfach über "Likes" und "Dislikes" in den sozialen Medien gestaltet. Damit fällt allerdings aus dem Blick, welch ein psychisches Drama aus der Aufkündigung einer freundschaftlichen Verbindung entstehen kann. Auf der Folie des einfachen Lebens auf einer abgelegenen Insel vor der Westküste Irlands lässt "The Banshees of Inisheren" die universellen Gestaltungsprobleme dieser Alltagssituation hervortreten: Jemand kann einen anderen nicht mehr leiden. Die Zuschauer geraten in einen filmischen Wirkungsraum, in dem sie miterleben, wie sich die zwischenmenschlichen Umgangsformen unter Belastung verengen und bis zur Körperverletzung aufheizen können. Wir sehen uns den Film an, der Referent hält einen Vortrag, der ein anschließendes Filmgespräch anstoßen wird.

PV 2.2 AG Vertrauensleute


Auf der Tagung 2023 in Weimar bieten die Vertrauensleute der DGPT eine offene Arbeitsgruppe für den Austausch über ethische Fragestellungen und Konflikte im Zusammenhang mit Grenzverletzungen an.
Im ersten Teil möchten wir anhand von Szenenausschnitten aus aktuellen Psychotherapie-Serien über den Umgang mit beruflichen Ethikverletzungen diskutieren.
Im zweiten Teil möchten wir ausreichend Zeit zur Verfügung stellen, aktuelle Anliegen in geschütztem Rahmen zu diskutieren. Dazu gehört auch die Möglichkeit, gegebenenfalls aus der Mitgliederversammlung übrig gebliebene Themen für eine weitergehende Diskussion aufzugreifen.

Alle Mitglieder sind willkommen.